„Es zählt vor allem die Begeisterung“

Aliceanne Wilhelm ist seit kurzem die neue Leiterin des Nachwuchsorchesters des Leonhardi-Ensembles e.V. Wie sie ihre Probenarbeit gestaltet, welche Ziele sie sich gesetzt hat und wie Eltern am besten herausfinden können, welches Instrument für ihr Kind geeignet ist, erzählt sie im Interview.

Frau Wilhelm, Sie haben seit kurzem die Leitung für das Jugendorchester des Leonhardi-Ensembles e.V. Was gefällt Ihnen besonders an der Arbeit?
Ich mag die aufgeweckte Art der Kids, und dass es eben nicht Schule ist. Wir können gemeinsam spielen, was uns gefällt. Es muss nicht perfekt sein oder irgendwelchen Curricula entsprechen. Ich mag auch das gemischte Alter, würde mir jedoch noch mehr unterschiedliche Instrumente wünschen.

Ab wann können Kinder anfangen, ein Streichinstrument zu erlernen?
Normalerweise sollte man frühestens mit fünf Jahren ein Streichinstrument beginnen, besser mit sechs, wenn man in der Schule das Lesen lernt und damit das Orientieren an Zeichen. Früher halte ich nicht für sinnvoll, da die Kinder für die einzelnen Schritte länger brauchen und damit die Anfangsmotivation nicht immer ausreicht, um über die erste „Hürde“ zu kommen und kleine Melodien spielen zu können. Auch begreifen 4-Jährige den Instrumentalunterricht oft noch nicht als Einheit, in der man sich dem Instrument widmet und nicht als „Spielkamerad“ kommt.

Welche Vorteile hat es, wenn man ein Instrument schon als Kind erlernt?
Kinder bewegen sich natürlich und unbefangen. Die exakte Haltung am Instrument kann man dann nach und nach erarbeiten und an die natürlichen Bewegungen der Kinder anpassen. Als Erwachsener neigt man dazu, sehr auf diese Details zu achten und zu verkrampfen. Dann ist es ein sehr langer Weg, das Instrument „natürlich“ zu spielen, so wie man läuft oder atmet.
Im Orchester ist es schön, dass Kinder kein großes Problem mit Fehlern haben und sich nicht sofort schämen, wenn nicht alles perfekt läuft.

Wie können Eltern herausfinden, welches Instrument für ihr Kind geeignet ist?
Es zählt vor allem die Begeisterung. Nicht jedes Kind muss Profi werden, manchmal ist es einfach schön, wenn ein Instrument jemanden für ein Stück seines Lebenswegs begeistert. Sollten Kinder noch keine lang gehegten Wünsche haben oder sich einfach noch nicht sicher fühlen, bieten viele Musikschulen sogenannte Instrumenten-Karussells an, in denen man die verschiedenen Instrumente über einen längeren Zeitraum ausprobieren kann.

Wie bauen Sie die Probenarbeit auf?
In den 60 Minuten bauen wir auf, nehmen uns Zeit zum Stimmen, beginnen meist ein kleines neues Stück, indem eine Instrumentengruppe zunächst alleine oder mit meiner Kollegin Laura Schmid probt, während ich der anderen Gruppe mit ihrer Stimme helfe. Oft helfen auch die erfahreneren Kinder den anderen, es ist ein sehr schönes Miteinander. So bauen wir Stück für Stück das Musikstück auf. Wichtig ist immer eine Endfassung zum Schluss, in der alle ihr Bestes geben und wir die Türe aufmachen, sodass neugierige Eltern lauschen dürfen.

Welche Ziele haben Sie sich für das Orchester in nächster Zeit gesetzt?
Langfristig möchte ich natürlich Zuwachs, vor allem auch an anderen Instrumenten. Dann wäre es schön, nach und nach längere und mehrstimmige Stücke zu spielen. Es wird jedoch immer so sein, dass sich die Ziele nach den Mitgliedern richten, und nicht andersherum.

Frühlingskonzert der Nachwuchsgruppen fest:

Wer kann im Jugendorchester mitspielen und was muss man dafür mitbringen?
Man sollte alle Töne auf seinem Instrument beherrschen, egal, wie lange man schon spielt. Trotz – oder gerade wegen der zweiwöchigen Probenzeit ist eine regelmäßige Teilnahme erwünscht. Schnuppern ist aber natürlich erlaubt. Und nicht zuletzt: Man sollte natürlich mit Lust und aus eigenem Antrieb kommen!

Die nächste Gelegenheit, die Nachwuchsgruppierungen zu erleben, haben Sie beim Frühlingskonzert am 27.03. um 15.30 Uhr in der BlueBox, Sportplatzstr., Höhenkirchen